Im Rahmen der musikgeschichtlichen Auseinandersetzung mit der Epoche der Gregorianik, die sich ausschließlich in den Klöstern des Mittelalters abspielte, kamen in unserem Musikkurs bei Frau Sischka auch viele Fragen zum Klosterleben auf: Gibt es heute noch Menschen, die ins Kloster gehen? Aus welchen Beweggründen? Was veranlasst junge Menschen heute noch z.B. Exerzitien im Kloster zu machen? Was sind Exerzitien? Usw.

So kam es, dass wir im Musikunterricht vereinbarten, eine Exkursion in ein nahegelegenes Kloster zu machen, um diesen Fragen auf den Grund zu gehen.

Am vergangenen Mittwoch, dem 27.3.2019, war es dann so weit: 

Nach einer kurzen Reise mit Bus und Bahn besuchten die beiden Musikkurse des 11. Jahrgangs das Dominikanerkloster St. Albertus Magnus in Braunschweig.
Der Prior, Pater Fritz, nahm uns persönlich in Empfang und erzählte uns eine knappe halbe Stunde viel über die Orden im Mittelalter und die Entstehung des Dominikaner-Ordens. Durch die äußerst anschauliche Erzählung hörte jeder gespannt zu und die Zeit verging wie im Fluge.

So erfuhren wir z.T. auch sehr erstaunliche Dinge über den Dominikaner-Orden im Besonderen. Dieser Orden nimmt innerhalb der katholischen Kirche eine sehr liberale Position ein. So sind die Glaubensbrüder nicht dem Papst als „obersten Dienstherren“ - wie sonst üblich - unterstellt, sondern alleine ihren eigenen Ordensgesetzen, die erstaunlich demokratische Züge aufweisen: Der Prior (Leiter) des Ordens wird alle zwei Jahre demokratisch von den Ordensbrüdern gewählt und darf maximal zwei Legislaturperioden hintereinander gewählt werden. (Daher kommt also das Wahlverfahren, wie wir es aus den USA kennen…) Das Kloster in Brauschweig ist allerdings ein sehr kleines, es gibt nur fünf Ordensbrüder (was im Prinzip nahe legt, dass fast jeder einmal mit „Regieren“ an der Reihe ist) und finanziert sich theoretisch aus eigenem Antrieb (und nicht von Kirchensteuern). Da das Dominikaner- Kloster allerdings vom Bischof aus Hildesheim auch mit den Aufgaben einer innerstädtischen Pfarrkirche betraut ist, wird in diesem Falle etwas „gemogelt“: Die Ordensbrüder erhalten für die Übernahme der Aufgaben einer katholischen Pfarrkirche auch entsprechende Einnahmen vom Bistum Hildesheim.

Darüber hinaus ist der Dominikaner-Orden ganz besonders dem sozialen und seelsorgerischen Dienst am Nächsten verpflichtet, weshalb sich diese Klöster auch immer in den Städten finden (und nicht - wie sonst üblich - an lauschigen Plätzen außerhalb der Städte).

Da wir uns ja im Musikunterricht eingehend mit den Kirchengesängen der Gregorianik beschäftigt hatten, sang uns Pater Fritz auch einen gregorianischen Choral , das „Salve Regina“ aus dem 9.Jahrhundert, auswendig vor. In seinem Haus wird das traditionelle Singen Gregorianischer Choräle allerdings wenig gepflegt, da sie hierfür einfach eine zu kleine Ordensgemeinschaft sind.

Im Anschluss daran durften wir uns den Kirchenraum und die Kapelle genauer anschauen und die durchgehend modernen Kunstwerke betrachten, die zum Teil von dem Künstler Gerd Winner gestaltet worden sind. Uns hat diese Darstellungsform sehr beeindruckt. So gibt es im Altarraum ein Kreuz, das aus dreifach wendbaren Elementen konstruiert ist, die in unterschiedlichen Farbkonstellationen gestaltet sind. Jetzt, in der vorösterlichen Fastenzeit ist das Kreuz in Schwarz-Grau- Weiß-Tönen gehalten. Es gibt noch eine gelb-orange-rote Ansicht (österliche Festzeit) und eine Ansicht in Blau-Weiß-Tönen für die Advents- und Weihnachtszeit.

Nach ein paar weiteren Informationen zu Kunstwerken, die zum sogenannten ''Pfad des Friedens'' gehören, versammelten wir uns in einem der Räume und durften unsere Fragen an den Prior stellen.

Diese zum Teil kritischen Fragen wurden sehr ehrlich und „dem Menschen in seiner Not zugewandt“ beantwortet, was uns sehr überrascht hat, da diese Fragen unter anderem das Thema Homosexualität und Abtreibung aufgriffen.

Am Ende bedankten wir uns für diesen lehrreichen Ausflug und machten noch ein Erinnerungsfoto.

Kloster

(Victoria Minch, 11.2)