Am Dienstag, den 23.10.2018, haben wir, Abdulbaki Dinc und Halil Uguz, uns mit dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil in der Staatskanzlei in Hannover getroffen. Wir haben ein aufschlussreiches Interview über das Thema Heimat geführt. Anlass für unsere Begegnung war unser Projekt mit unserer Schulleiterin Frau Akkermann im gesellschaftswissenschaftlichen Profilunterricht des 10. Jahrgangs, das die Frage thematisiert, was für uns Heimat ist. Für unsere anstehende Projektarbeit war es natürlich großartig, den Ministerpräsidenten für ein Interview zu treffen und eine besondere Erfahrung.
Unsere erste Frage war recht simpel, nämlich, was Heimat für den Ministerpräsidenten bedeute. "Das kommt auf den Blickwinkel an. Meine Heimatstadt ist Hannover, aber in einem weiteren Sinne ist Niedersachsen meine Heimat, ist Deutschland meine, ist Europa meine Heimat", sagte er. Daraufhin wurde er konkreter und sagte, da, wo ihm die Umgebung vertraut sei ebenso wie die Menschen. In Hannover kenne er sich gut aus, dort lebten viele seiner Freunde.
Im Anschluss haben wir über das umstrittene Heimatministerium gesprochen und den Sinn dahinter hinterfragt. Besonders aufgrund der zum Teil großen kulturellen Unterschiede zwischen den Bundesländern wollten wir wissen, warum es so ein Heimatministerium brauche. In diesem Fall reagierte der Sozialdemokrat deutlich. "Meine Idee war das nicht und ich halte auch nichts von dieser Idee." Er schob nach: "Heimat kann man nicht verordnen." Es gebe in diesem Sinne keine Heimatpolitik. "Da wird eher versucht einen Begriff für sich zu vereinnahmen." Es gebe keine Substanz dahinter, Bundesinnenminister Horst Seehofer habe das „Heimatministerium“ wohl vor allem angesichts der bevorstehenden Bayernwahl ins Leben gerufen, es habe ihm und der CSU aber nichts genützt.
Die ganze Thematik wurde ausgeweitet und wir haben gefragt, ob es eine deutsche Leitkultur braucht. Auch hier hatte der Ministerpräsident eine klare Meinung: "Wenn wir eine Leitkultur brauchen, dann haben wir sie schon, das sind nämlich die ersten 20 Artikel im Grundgesetz." Die deutsche Leitkultur sei unser Grundgesetz.
Der Heimatbegriff wird zumeist von rechten Politikern verwendet, nicht nur während der letzten Monate, als das Heimatministerium neu gegründet wurde, sondern auch in der Vergangenheit. Die Frage, ob es einen "progressiven Heimatbegriff" braucht, ist insbesondere für einen Sozialdemokraten nützlich zu beantworten. Hier hat Herr Weil einen Unterschied im Heimatbegriff hervorgehoben, nämlich, dass Heimat etwas Offenes und Einladendes sei und sagte: "Wer in der Heimat ist, sich wohlfühlt, sich identifiziert mit dieser Heimat und auch mit den Werten, der ist mir herzlich willkommen." Viele Rechte würden Heimat aber als Abgrenzung sehen, was ein großer Unterschied sei.
Im Allgemeinen sind wir mit dem Interview sehr zufrieden, besonders da Herr Weil bemüht war, unsere Fragen genau zu beantworten. Es war aber auch eine in dieser Form seltene Chance den Ministerpräsidenten persönlich zu treffen und somit auch für unsere Schule etwas Einmaliges.
Abdulbaki Dinc, Halil Uguz (10.2)