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Ndiyakuqonda. – Ich verstehe dich.

Vor den Ferien las Lutz van Dijk im Gymnasium Am Fredenberg aus seinen Büchern und berichtete von seiner Arbeit in einem Kinderhaus für AIDS-Waisen in Kapstadt / Südafrika.

Der deutsch-niederländische Autor war im Rahmen des von der Stadt Salzgitter geförderten ToleranSZ-Projektes von Schüler_innen des Seminarfachs “Afrika” (Jg. 12) eingeladen worden. Diese hatten zuvor im regen Email-Austausch zwischen Kapstadt und Salzgitter die thematisch unterschiedlichen Lesungen vorbereitet.

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Schülerinnen und Schüler des Seminarfachs "Afrika" mit Lutz van Dijk, Seminarfachlehrerin Frau Schröder, sowie Frau Broszko und Herrn Oettich

So stellte van Dijk im 9. Jahrgang die von ihm recherchierte Lebensgeschichte des Stefan K. vor (Verdammt starke Liebe), der sich während des Zweiten Weltkrieges als 16jähriger in einen deutschen Soldaten verliebte und Gefängnis und Konzentrationslager nur knapp überlebte. Wichtig war van Dijk, seine Zuhörer_innen darauf aufmerksam zu machen, dass Diskriminierung und Verfolgung Homosexueller immer noch aktuell sind, in Afrika, aber auch in Europa.

Im 6. Jahrgang brachte van Dijk, der mehrere Jahre im Anne-Frank-Haus in Amsterdam arbeitete, die Geschichte von Cilly Leviticus-Peiser zu Gehör, die 1938 im Alter der Sechstklässler_innen allein mit ihrer jüngeren Schwester vor den Nazis aus Frankfurt nach Amsterdam fliehen konnte und überlebte (Zu keinem ein Wort! Überleben im Versteck). Als er im zweiten Teil vom Straßenjungen Mbu aus Kapstadt erzählte, der für seinen ermordeten Freund ihre gemeinsame Lebensgeschichte aufschrieb (Niemand wird mich töten), wurde es auch in einer 6. Schulstunde noch sehr still.

Die Doppelstunde im 12. Jahrgang bekam einen anderen Charakter. Hier stellte ein Team Fluchtgeschichten aus Jenny Erpenbecks Roman Gehen, ging, gegangen vor, in Niedersachsen Pflichtlektüre für das Abitur 2019.  Mit van Dijk entwickelte sich ein Gespräch über Bücher, in denen man die Perspektive von Menschen einzunehmen beginnt, die einem eigentlich fremd sind. Bücher, in denen man Fremde zu verstehen beginnt.

Dazu passte es, dass van Dijk die 6. Stunde mit einer Einführung in die Klicklaute der südafrikanischen Xhosa-Sprache beendete und den 80 Schüler_innen schon ein klickendes Nachsprechen gelang: “Ich verstehe dich.” – “Ndiyakuqonda”.

(Bericht des Seminarfachs "Afrika")